Spezifische Wirkungen des Ultra-Kurzwellenfeldes

E. Schliephake; A. Compère
In: Klinische Wochenschrift 12, S. 129f, Berlin 1933

(...) ( Es ) ist schon lange die Frage erörtert worden, ob die UKW-Wirkung nur als reine Erwärmung, wenn auch von besonderer Erscheinungsart und Lokalisierung, aufzufassen ist, oder ob es noch andere, nicht auf Wärmeumwandlung beruhende Kurzwellenwirkungen gibt.
Bei unseren früheren Versuchen sind wir schon verschiedentlich auf Erscheinungen gestoßen, die sich nur schwer als reine Wärmeerscheinungen erklären ließen. Hierher gehört das Verhalten von Bakterien im UKW-Feld, die bei verschiedenen Frequenzen verschieden rasch absterben, besonders aber die Entdeckung von Liebesny, dass manche Arten von Hautpilzen sogar gelegentlich im Wachstum angeregt werden können. Ferner die Tatsache, dass Diphterietoxin auch bei Körpertemperatur durch die Einwirkung des UKW-Feldes entgiftet werden kann. ( Szymanowsky ), und dass ebenso Diphterieantitoxin seine antitoxischen Eigenschaften verliert ( Recknagel und Schliephake ). Immerhin konnte hier noch eine Erwärmung bestimmter Molekulargruppen oder Kolloidteilchen angenommen werden, wodurch gerade die Träger der spezifisch toxischen Eigenschaften selektiv erhitzt und zerstört worden wären. Ew ist ja bekannt, dass das UKW-Feld unmittelbar an den Mikronen und Submikronen angreift, und dass - je nach der angewandten Frequenz - eine Art Teilchen anders beeinflusst werden kann als andere danebenliegende Teilchen anderer Art. (...)

Deutliche starke Veränderungen ( der Tropfenzahl im UKW-Feld ) entstehen (...) bei kolloidalen Systemen bestimmter Zusammensetzung. Für die Biologie besonders wichtig ist hierbei die Tatsache, dass die Veränderungen bei Blut und bei Serum sehr stark sind. Nach dem Gibbs-Thomsonschen Theorem kann diese Erscheinung einer Tropfenvermehrung, also einer Verkleinerung der einzelnen Tropfen, nur so erklärt werden, dass die oberflächenaktiven Stoffe aus der Oberfläche heraus ins Innere hineingewandert sein müssen. Es haben also örtliche Konzentrationsänderungen unter dem Einfluß der UKW stattgefunden.

In unserem Körper müssen sich solche Erscheinungen in Veränderungen der Grenzflächenpotentiale auswirken, und es ist durchaus verständlich, dass auf diese Weise unter Umständen schon durch verhältnismäßig geringe Energien bedeutende Wirkungen im Stoffwechselgeschehen hervorgebracht werden können. Bei den Vorgängen der Agglutination, der Phagocytose, wie überhaupt im Bakterienleben und bei der Abwehr von eingedrungenen Krankheitsstoffen spielen Oberflächenkräfte eine große Rolle und so wird sich wahrscheinlich ein großer Teil der von uns im UKW-Feld beobachteten biologischen Erscheinungen aus Oberflächenwirkungen erklären lassen.

Nur kurz angedeutet seien hier im gleichen Sinn entsprechende Versuche, die wir darüber angestellt haben, wie sich die Senkungsgeschwindigkeit roter Blutkörperchen im Kondensatorfeld verhält. In allen Fällen wurde die Senkungsgeschwindigkeit in den ersten 2 Stunden verlangsamt, ungefähr in der 3. Stunde war der Wert im durchfluteten und nicht durchfluteten Blut gleich, und von da ab war immer eine Beschleunigung im durchfluteten Blut vorhanden. Auch hier konnte die gleiche Wirkung durch Wärme nicht erzielt werden. Es scheint also nicht eine gleichmäßige Entladung der Erythrocyten stattzufinden, die zu einer von Vornherein verstärkten Senkung führen müsste, sondern es dürfte sich um kompliziertere Vorgänge handeln, über die wir uns im einzelnen noch kein Bild machen können. Weitere Versuche wurden über die osmotische Resistenz der Erythrocyten durchgeführt.

Resistenz der Erythrocyten
unbehandelt im Kondensatorfeld
3,5-2,6 3,0-2,4
3,8-2,8 3,4-2,4
4,4-3,8 4,0-2,8
4,4-3,2 4,2-2,8

1 Minute durchflutet bei Wellenlänge 6m

Bei gesunden Menschen ergab sich allgemein eine Erhöhung der Resistenz, während sich im Blut kranker Menschen manchmal ein anderes Verhalten zeigte. An einer Klärung dieser Erscheinung wird noch gearbeitet. Auch die Versuche über das Verhalten der Oberflächenspannung werden noch auf andere Weise, sowie mit verschiedenen Substanzen und Wellenlängen fortgesetzt. Es lässt sich aber jetzt schon sagen, dass hier der Nachweis für eine nicht durch Wärme allein erklärbare Wirkung des UKW-Feldes zum erstenmal mit Sicherheit erbracht ist.

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