Die Wirkung der Kurzwellenbestrahlung des Hypophysenzwischenhirns auf die vegetativen Funktionen beim Menschen

Von Edith Horn
In: Klinische Wochenschrift 24/25: 392-396, 1947

(S.392) (...) Unsere Untersuchungen sind vorwiegend im Selbstversuch und bei gesunden Kollegen angestellt worden. Im ganzen wurden 32 Personen untersucht. Als Apparatur verwendeten wir den Ultratherm-Kurzwellenapparat von Siemens, Hochfrequenzleistung 400 Watt und 6m Wellenlänge. Die Heizspannung wurde auf 20 bis 22 Volt eingestellt und die Resonanzeinstellung des Patientenkreises mit Hilfe des Neongas-Leuchtröhrchens genau abgestimmt. Bei allen Versuchen mit gleichzeitiger Stoffwechselbestimmung wurden Weichgummielektroden ( Größe 4-6 cm ) verwandt, die mit 2 cm dicken Filzunterlagen mittels einer Binde in der Schläfengegend befestigt wurden. Die Bestrahlungsdauer betrug 20-30 Min. Die Besendung beim Trinkversuch wurde mit Luftabstandselektroden nach Schliephake ( Durchmesser 8,5 cm und 3 cm Abstand ) 30 min. lang durchgeführt. Es wurde bei allen Versuchen darauf geachtet, dass der Patient lediglich eine angenehme Erwärmung verspürte, um eine möglichst intensive Tiefenwirkung zu erzielen. (...)

(S.394) Schließlich haben wir die Funktion des Wasserhaushaltes untersucht und zunächst die Frage der Spontandiurese geprüft. Wir ließen in der Regel den Nachtharn 1-1,5 Stunden vor der Besendung entleeren, dann wurde kurz vor der Besendung die Blase noch einmal entleert. Nach der Besendung wurde die Versuchsperson entweder ( Anmerkung: Wort zuviel? ) unmittelbar danach und noch ein zweites Mal nach 1 Stunde 15 min ( nach Abschluss der gesamten Versuche ) zum Harnlassen aufgefordert. (...) Es fand sich nun in 23 Versuchen bei 22 Versuchspersonen 20 mal eine deutliche Spontandiurese, deren Ausmaß beträchtlich über das hinausging, was man unter den eben genannten Bedingungen sonst beim nüchternen Menschen beobachten kann. Die Spontandiurese hielt nach der Besendung häufig über 2 Stunden an, so dass Harnmengen von 350-550 ccm in 2 Stunden resultierten. Hierbei handelt es ich um Harnmengen, wie sie beim gesunden Menschen in solch kurzer Zeit kaum durch eines der üblichen Diuretica der Purin und Quecksilberreihe erzwungen werden können. Lediglich nach dem Trinken und nach der Trinksuggestion in der Hypnose werden solche Mengen gefunden.
( Anmerkung: Nach der Tabelle 1 wurden folgende Urinmengen 1 Stunde nach der Besendung gemessen: 228 ccm; 323 ccm; 295 ccm; 250 ccm; 137 ccm; 380 ccm; 37 ccm; 114 ccm; 265 ccm; 70 ccm; 120 ccm; 85 ccm; 230 ccm; 225 ccm; 365 ccm; 260 ccm; 58 ccm; 480 ccm; 190 ccm )

(...) Wir haben bei 12 Personen je einen Trinkversuch mit Kurzwellenbesendung des Kopfes und meist im Abstand von 3 Tagen vorher einen Kontrollversuch mit der Gleichen Trinkmenge und unter gleichen Bedingungen angestellt. Nach Entleerung des Nachtharns und nochmaliger Blasenentleerung 2 Stunden später trank Patient die Trinkmenge von 800 ccm zimmerwarmen Wassers innerhalb von 5-10 Min.. Sofort danach wurde die Besendung des Kopfes eingeschaltet und 30 Min. lang durchgeführt. Danach wurde 4 Stunden lang halbstündlich der Harn gesammelt, auf Menge, spezifisches Gewicht, Stickstoff und Kochsalz untersucht. In 11 Versuchen von 12 fand sich bei gesunden Versuchspersonen regelmäßig eine deutliche Steigerung der Gesamtharnmenge. Der Zeitliche Verlauf dieser Diuresesteigerung war etwas verschieden. In manchen Fällen war bereits die 1. Halbstundenproduktion nach der Besendung gegenüber der Kontrolle wesentlich gesteigert. Der Gipfel der Diuresekurve, der beim gesunden Menschen stets nach 1 Stunde 30 Min zu finden ist (...) war zeitweise vorverlagert, so dass schon nach 1 Stunde die größte Menge entleert wurde. Bei der größeren Zahl der Versuche trat die Verstärkung der Diurese erst in der 2. Hälfte des Versuchs, nach 1 Stunde 30 min. - 2 Stunden, in Erscheinung. Hierbei kam es dann unter Umständen zu einem erneuten Anschwellen der Diurese zwischen der 2. und 3. Stunde nach dem Trinken. Ein derartiger Verlauf der Diurese in mehreren Wellen ( Mehrphasigkeit ) ist beim gesunden Menschen bei Einhalten von Grundumsatzbedingungen niemals zu beobachten.

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