Beeinflussung des Blutdrucks durch Kurzwellen

Maria Apel
Dissertation, Jena 1937

(S.8) Störungen wurden im Anschluß an die Behandlung ( der Patienten mit Kurzwellen ) im großen und ganzen nicht wahrgenommen. Wohl traten hier und dort bei dem Bedienungspersonal bei dauernder Beschäftigung an Kurzwellenapparaten nervöse Reizerscheinungen hervor. Es wurde über heftige, sich ständig steigernde Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Mattigkeit geklagt. Oftmals konnten die Betreffenden sehr schlecht einschlafen oder sie wurden durch wiederholt nächtliches Aufschrecken in ihrer Nachtruhe gestört. Alle diese Symptome verschwanden aber auf ein kurzes Ausspannen hin völlig. Pflomm nimmt (...) auf Grund seiner Experimente eine direkte Wirkung der Kurzwellen auf den Vagus und Sympathikus an. Dies auf den Menschen übertragen, ließ an die Möglichkeit einer Beeinflussung des Blutdruckes im Kondensatorfeld denken. Schittenhelms Feststellungen, dass der Blutdruck im Kondensatorbett bei Diathermie absinkt, gab uns den Anlaß, dieselben bei dem der Diathermie so verwandten Kurzwellenverfahren genauer zu überprüfen, da wir hierüber noch keinerlei Mitteilungen in der Literatur vorfinden konnten. (...)

(S.9) Psychische Erregungen sind in hohem Maße geeignet, den Blutdruck zu ändern, sowohl in die Höhe zu treiben wie zu senken. Schon die Vornahme einer einfachen Blutdruckmessung am Kranken kann hierzu genügen. Noch deutlicher tritt der Blutdruckanstieg bei geistiger Arbeit hervor. (...)
Daß Reizung der sensiblen Nerven den Blutdruck steigert, ist einer der ersten Fundamentalsätze der experimentellen Kreislaufpathologie. (...)

(S.14) ( Anmerkung: Zehn Patienten und drei gesunde Versuchspersonen hatten vor der Behandlung keinen erhöhten Blutdruck und die Senkung des Blutdrucks war bei ihnen wenig ausgeprägt. Allerdings normalisierte sich der Blutdruck bei der einzigen Patienten mit deutlichem Bluthochdruck. )

Blutdruck
Datum vor Behandlung nach Behandlung nach 10 Min. Ruhe
21.4. 180/78 163/75 172/80
23.4. 163/75 148/75 156/72
25.4. 153/80 143/62 146/72
27.4. 153/75 140/72 147/75
29.4. 159/72 130/65 137/66
2.5. 151/78 143/68 140/70
4.5. 155/78 140/70 147/70
6.5. 157/80 143/76 135/75
8.5. 155/70 163/73 162/78
10.5. 158/78 130/70 133/70
13.5. 143/75 133/73 137/77
15.5. 142/67 132/73 128/70
18.5. 143/72 123/70 130/69
20.5. 145/70 120/60 120/62
22.5. 143/78 135/70 130/70
25.5. 145/73 128/70 133/65
27.5. 150/73 135/70 135/70
29.5. 150/75 127/72 130/69

(...) (S.17) Interessant sind vor allem die Werte, die wir an einer 65jährigen Patientin feststellen konnten ( siehe Fall 4 9. Sie kam wegen einer Arthritis rheumatica chronica zu uns in Behandlung. Anfangs stellten wir einen Blutdruck von 180/87 mm Hg fest, der jedoch im Laufe von 18 Kurzwellenbehandlungen auf 150/73 mm Hg absank und einmal sogar den Wert von 120/60 mm Hg erreichte. Fehlerquellen, wie psychische Erregung beim Festlegen des ersten Wertes, sind mit aller Wahrscheinlichkeit auszuschalten, da sich die Patientin schon früher einmal einer Kurzwellenbehandlung unterzogen hatte, also daran gewöhnt war. Ganz besonders deutlich tritt hier das Absinken des Blutdrucks nach der Behandlung in Erscheinung, desgleichen der Wiederanstieg nach einer Ruhezeit von 10 Minuten. Hand in Hand geht in diesem Fall eine Pulsfrequenzverminderung. Von Interesse ist es noch, zu erwähnen, dass sich die Patientin, die immer über ein "nervöses" Herz, Kopfschmerzen und nicht schlafen können klagte, seit der Behandlung sehr wohl fühlt. Sollten somit die Kurzwellen durch ihre blutdrucksenkende Wirkung Einfluß auf die Beschwerden der Hypertension gehabt haben?

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