Radarüberwachung: Veröffentlichungen

Es hat immer mal wieder mehr oder weniger deutliche Veröffentlichungen gegeben, die sich auf die Überwachung auch mit Radar beziehen. So zum Beispiel in: Krieg der Gaukler - Das Versagen der deutschen Geheimdienste von Hans Halter, Göttingen 1993. Darin heißt es auf Seite 266:

"1961 hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Adolf Arndt (...) das "Problem des belauschten Bürgers" ein "Jedermannsproblem", eindringlich und endgültig analysiert:
"Das Problem des belauschten Bürgers weckt nicht nur den Zweifel, ob der Mensch so vor sich bestehen kann, sondern wirft auch die Frage auf, ob Demokratie so noch möglich ist. Denn um Demokratie von der Wurzel her wachsen zu lassen, ist für den Jedermann der ein `Einzelner´ ist, Freiheit von Furcht das erste Erfordernis. Der belauschte Bürger ist jedoch der geängstigte Bürger. Er ist der aus dem Dunklen geröntgte Mensch, der von Blicken durchdrungen wird, die er nicht sieht. Sein Staat liegt nicht mehr verläßlich im Hellen.
"

Wenn bereits 1961 das Problem des belauschten Bürgers ein Jedermannsproblem war, wie mag das erst heute aussehen? Und wenn in Frage gestellt wurde, ob so noch Demokratie möglich ist, dann lautete die Antwort heute: Nein, denn ein nicht unbedeutender Teil der Bevölkerung wird vom staatlichen Machtapparat erpresst oder mit Gewalt zum Schweigen gebracht. Sicher fand 1961 keine umfassende Bespitzelung der Bevölkerung mit technischen Mitteln statt. Trotzdem wird ziemlich deutlich darauf verwiesen, dass der Bürger aus dem Dunkel durchleuchtet wird.

Auch in Russland war diese Art der Überwachung der Opposition in den entsprechenden Kreisen bekannt. Denn in dem 1971 in München veröffentlichten Buch "Opposition: Eine neue Geisteskrankheit in der Sowjetunion?" von Wladimir Bukowskij, herausgegeben von Jean-Jacques Marie findet sich auf Seite 43 folgender Auszug aus einem offenen Brief eines Dissidenten an den Präsidenten des Komitees für Staatssicherheit ( KGB ) im Ministerrat der UdSSR, Jurij Wladimirowitsch Andropow in dem verschiedene Unterdrückungsmaßnahmen gegen Oppositionelle beschrieben werden:

"Meine Wohnung und die Menschen, die sie besuchen, werden Tag und Nacht peinlich genau überwacht, wobei außer der Überwachung mit Fernglas noch eine Spezialapparatur verwendet wird. Ihre Mitarbeiter haben für diese Arbeit zwei Wohnungen in einem benachbarten Haus zugewiesen erhalten, aus deren Fenstern man die meine beobachten kann."

Es handelt sich bei dieser Spezialapparatur doch wohl um ein Radargerät. Es wäre interessant festzustellen, ob in dem Originalbrief diese Spezialapparatur genauer benannt wird, also eine Säuberung des Textes für die Veröffentlichung im Westen durchgeführt wurde.

Aber auch in den Büchern von Günter Wahl zur Abhörtechnik finden sich einige Radartechniken beschrieben. So zum Beispiel das Hochfrequenzfluten von Telefongeräten in dem Buch Minispione V, Stuttgart 1980 auf Seite 53:
"Ein weiteres Verfahren ( zum Abhören des Telefons ) ist unter dem Begriff "HF-Fluten" bekannt. Angeblich soll bei dieser Methode durch drahtgebundenes Einkoppeln von Hochfrequenz das Innere des Telefons in Eigenresonanz versetzt werden. Das Kohlemikrofon im Hörer bedämpft dabei offensichtlich die Resonanz im Rhythmus der Niederfrequenz. Die hierbei entstehende Amplituden-Modulation wird dann vermutlich mittels eines entsprechenden Gerätes ausgewertet. Genaueres ist über dieses Verfahren jedoch bisher nicht bekannt geworden."

Natürlich lässt sich die Hochfrequenz nicht nur über Draht, sondern auch drahtlos in das Telefon einkoppeln, wie sich bei der Abhöraktion der amerikanischen Botschaft in Moskau in den 50er Jahren gezeigt hat, wo ein spezielles Mikrofon verwendet worden war. Eine weitere Radar Abhörtechnik mißt die durch den Schall verursachten Bewegungen der Fensterscheiben. Dieses wurde bereits 1969 veröffentlicht:

"Unter Zuhilfenahme von mm-Wellen würde sich schließlich die Installation von Minispionen erübrigen. Die Fensterscheiben des betreffenden Raumes werden von außen mit mm-Wellen angestrahlt. Durch die Schallschwingungen der Scheiben ergeben sich winzige Wegunterschiede zwischen den ankommenden und den reflektierten Wellen. Die Scheiben vibrieren um zehntel oder hundertstel Millimeter je nach Lautstärke und im Rhythmus der Sprachschwingungen.

Dies genügt bereits für eine ausnutzbare Modulation ( Phasenunterschied ) und damit zur technischen Wahrnehmung von Gesprächen. In Innenstädten mit großer Verkehrsdichte und damit lautem Straßenlärm kann das Verfahren kaum angewendet werden, da die Fensterscheiben vom äußeren Schall unter Umständen stärker beeinflusst sind als vom Schall der innerhalb des Raumes geführten Gespräche." ( Günter Wahl, Minispione I, Stuttgart 1969,11. Auflage 1982, Seite 40-42.

Auch der Verleger Axel Springer war sich darüber im Klaren, dass die DDR sein direkt an der Mauer errichtetes Verlagshaus abhörte:
"Springer wusste um die Verwundbarkeit seines exponierten Sitzes. "Wir werden sicher vom Osten mit Richtmikrofonen oder Strahlen abgehört", vertraute er einem Mitarbeiter (...) an." Aus: "Die Stasi saß in Springers Büro", Die Welt, 1.4.2001, Onlineausgabe

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