Politische Texte von Karl Koch

Die folgenden politischen Texte von Karl Koch sind für einen totalitären Staat wie die BRD natürlich unerträglich, und geben alleine mehr als genug Grund, ihn mit einer massiven Verfolgungsaktion endgültig zum Schweigen zu bringen. Insbesondere wenn man seine weiteren Aktivitäten in der Schülerarbeit betrachtet.

Bemerkenswert ist seine zwar linke, aber trotzdem antistaatlich freiheitlich Einstellung. Eine solche Einstellung haben die Geheimdienste der BRD sowohl den Linken als auch den Bürgerlichen ausgetrieben und diesen beiden politischen Richtungen dadurch ihren Kern und damit ihre Existenzberechtigung genommen. Es gibt keinen traurigeren Anblick als Bürgerliche und Linke die einem totalitären Staat bedingungslos dienen weil „wir alle der Staat sind“...
Die Erläuterungen sind in farbiger Schrift dargestellt.


Quelle: http://www.schmidt-software.com/karlkoch.do

Von: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Betreff: COMPOPHIL
Keywords: Verein etc.
Datum: 11 Jan 89 19:50:32 GMT
Reply-To: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Org.: CosmoNet, D-3000 Hannover 1, FRG
Lines: 167

Die Informatik - der Totalitarismus unserer Zeit?

Nein nicht im geringsten; wenn sie richtig eingesetzt wird.

Die Informatik bietet die grosse Chance, der herkoemmlichen politischen Debatte ein Ende zu bereiten und nicht mehr laenger nur zwischen Regierungsseite und Opposition waehlen zu muessen, was im Grunde ueberhaupt nicht demokratisch ist, denn dabei wird die eine Haelfte der Bevoelkerung immer auf Kosten der anderen profitieren.

Die Informatik bietet seltsamerweise die Moeglichkeit einer Rueckkehr zum antiken Stadtstaat. Die Informatik ermoeglicht die Gruendung einer Agora, eines staendigen elektronischen Forums. Die Entscheidungen die dann getroffen werden koennen, werden sich um vieles genauer und naeher am unmittelbaren individuellen Leben orientieren. Die Informatik erlaubt es, eine Art staendiges Referendum abzuhalten, ohne dass es dabei zu einem Bruch im taeglichen Leben kommt, wie das bei herkoemmlichen Wahlen der Fall ist.

Diese Einstellung ist für eine totalitäre Diktatur der Aparatschiks, wie es die BRD ist, natürlich inakzeptabel. In der Schweiz funktioniert das aber so gut, daß die sich erfolgreich aus zwei Weltkriegen herausgehalten haben.

"Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschliessliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten" (Arthur C. Clarke)

In der Tat birgt die Informatik in sich Gesellschaftsformen, die uns arg utopisch vorkommen moegen, viel weniger jedoch uns Mailbox Usern und unseren Kindern, die im Zeitalter des Computers geboren sind und mit ihm aufwachsen. Es ist absolut denkbar und hoffenswert, dass die Welt der Zukunft eine Welt von Mikrogesellschaften ist, die vom Computer betreut werden. Die Informatik sollte also nicht nur keine totalitaere Technik sein, sondern sich ( Anmerkung: ist; M.B. ) die demokratische Technik schlechthin. Sie ist, richtig angewandt, eine Art Multiplikator der Demokratie.

Das Paradoxe an der Informatik ist, dass man durch ein Hoechstmass an Kuenstlichkeit zu natuerlichen Grenzen zurueckfindet. Das Leben ist ein staendiger Versuch, neue Lebensformen hervorzubringen. Lebensformen, die sich als resistent erweisen und weiterentwickeln koennen, wenn sie der Realitaet angepasst sind. Dank der Informatik wird jedes Individuum, jede Mikrogesellschaft eigene Modelle ausprobieren konnen, unter der Voraussetzung, dass man sich an ein gemeinsames Gesetz haelt: Wenn etwas lebensfaehig ist, soll es sich auch entwickeln; wenn nicht, muss man eben etwas Anderes versuchen...

Eine sehr vernünftige und deshalb für einen totalitären Staat untragbare Einstellung.

In einem totalitaeren Staat sind die Fuehrer von dem Gedanken, alles unter Kontrolle zu haben, regelrecht besessen. Sie koennen es sich erlauben, am Werkzeug EDV zu manipulieren. In demokratisch regierten Systemen ist das schwieriger. (...)

"Die gegenwaertigen grossen Maenner sind tiefkuehldiktatoren. Ihr Tun und Trachten ist eingefroren in demokratischen Gehabe." (V.E.Pilgrim)

Ueberall auf der Welt werden die Computer beargwoehnt, man sieht in ihnen unuebertroffene Instrumente der Herrschaft – neuartige Hilfsmittel zur Unterwerfung der Voelker. Zeigen wir der Welt, die anderen positiven Moeglichkeiten die Computer bieten!

Das internationale Interesse richtet sich auch heute noch hauptsaechlich auf Probleme des atomaren Gleichgewichts; dabei stellen diese nur die Spitze eines Eisberges dar. Es besteht ein viel tiefgreifenderes Ungleichgewicht zwischen den vorherrschenden Ideologischen Kraeften, das weniger sichtbar ist. In der Informatik besitzen wir das perfekte Instrument, um das noetige Gleichgewicht wiederherzustellen.

MfG Hagbard Celine


Quelle: http://www.schmidt-software.com/karlkoch.do

Von: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Betreff: Agora
Keywords: Agora Rechnerunterstuetzte Demokratie
Datum: 14 Jan 89 17:42:12 GMT
Reply-To: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Org.: CosmoNet, D-3000 Hannover 1, FRG
Lines: 41

Um einen Begriff aus dem vorherigen Referat soll es nun gehen: AGORA = (die Agoren); rechteckiger, von Saeulen umschlossener Platz in altgriechischen Staedten

Was ist damit nun, im Zusammenhang mit Computern, gemeint?

Es geht darum, ein Gesellschaftsmodell zu erschaffen, das dem des griech. Stadtstaates gleichkommt. Und von Computern und Netzwerken (ISDN) getragen wird. Dieses System wuerde es ermoeglichen, dass es zu einer totalen Basisdemokratie kommt.

Natuerlich geht so etwas nicht von heute auf morgen, aber stueckchenweise, es koennte so profan wie eine Meinungsumfrage mit Hilfe von TED beginnen. Ein Computer (oder ein Verbund von solchen) angeschlossen an das ISDN der deut. Bundespost, der die anrufende Telefonnummer erkennt und ihr einen oder mehrere Wahlvorgaenge zuteilt.

Statt einer Wahlkarte bekaeme man ein Passwort, mit dem man Waehlen kann. Gleichzeitig muesste es grosse Diskussionsforen geben, die per Home- oder Buerocomputer zugaenglichen waeren, aehnlich einer riesigen Mailbox, dort wuerden die vom Volk gewaehlten Vertreter ihre Meinungen on Form von Textbeitraegen ablegen und disktuieren.

Es koennten bereits heutzutage mehrere tausend Volksvertreter geben statt 495 Bundestagsabgeordnete, jeder lokale Politiker koennte, vorrausgesetzt er haette einen Computer und Telefon, endlich wirklich in der "grossen" Politik taetig werden. Ja man koennte sogar von den Parteien wegkommen und eine wirkliche Individualpolitik errichten.

Eine zukuenftige Politikerkrankheit soll daher die Agoraphobie werden.

TED = Computer der vom ZDF zu aktuellen Meinungsumfragen benutzt wird. Es wird mit Hilfe verschiedener Telefonnummern, die gebuehrenfrei angewaehlt werden koennen, ein Meinungsbild erstellt.


Aus: Dokumentation zum Tod von Karl Koch, S.29:

Die Mikroelektronik und die elektronische Kommunikation stellen eine neuartige Technologie dar, deren Auswirkungen auf die Gesellschaft mit denen des Telefons oder des Fernsehens zu vergleichen sind. (...) Die elektronischen Medien lösen heute Revolutionen aus, sie steuern die Weltwirtschaft, sie sind zu einem Teil unseres Lebens, unserer allgegenwärtigen Realität geworden. Die Entwicklung bietet jede Menge Platz für Negativvisionen – der gläserne Mensch, Kommunikationsprofile und Big Brother sind die Schlagwörter.

Es ist jedoch sinnlos, diese Visionen weiterhin rein theoretisch zu diskutieren: Die Verdatung ist inzwischen so umfassend, dass die technischen Möglichkeiten für einen faschistischen Staat, der seine Bürger komplett kontrollieren kann, längst geschaffen wurden. Mit der Einführung von ISDN werden wir nur einen Schritt weiter in eine Richtung gehen, die wir schon seit 20 Jahren eingeschlagen haben.

Es wird Zeit, dass sich die politisch Denkenden dazu durchringen, ihr Unbehagen gegenüber der elektronischen Kommunikation ablegen, und statt dessen lernen, offensiv mit den Herausforderungen umzugehen. Es nutzt nichts, den Kopf in den Sand ( oder in die gute alte Zeitung ) zu stecken, und zu warten, bis man zum Mitmachen gezwungen wird. Lernt, kreativ mit den Herausforderungen unserer Zeit umzuehen. Wissen ist Macht, wer sich dem Wissen aus Arroganz oder Furcht verschliesst, wird in Zukunft als Beherrschter dastehen.


Aus: Die Abschaffung der Dummheit von Hagbard Celine ( Karl Koch )

Beipielsweise könnte eine Region ausgehungert werden, in der die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu groß geworden ist; man würde vorzeitig Unruhen auslösen, die von der Armee bloß noch mit der ganzen Effektivität, zu der sie fähig ist, niedergeschlagen zu werden braucht, bevor das Volk Zeit hat, sich zu organisieren.

Oder man könnte eine Region völlig lahmlegen, bevor das Militär eingreift.

So wie man es vor dem Mord an Karl Koch mit seiner Umgebung gemacht hat.


Aus: Die Abschaffung der Dummheit von Hagbard Celine ( Karl Koch )

Die Informatik – der Totalitarismus unserer Zeit...?

Verallgemeinernd könnte man (...) sagen, daß im Osten wie im Westen Modelle und Ideologien immer weniger Einfluß auf die Menschen haben, weil Modelle und Ideologien immer weniger Einfluß auf die Realität haben, die das Verschmelzen von Kulturen und die zunehmende Technisierung immer vielgestaltiger hat werden lassen.

Die Geisteshaltung der Computerbenutzer besteht darin, verschiedene Prozeduren auszuprobieren, um zu sehen, ob sie funktionieren. Diese Geisteshaltung entspricht viel mehr der mannigfaltigen Realität (...) Das Leben ist ein ständiger Versuch, neue Lebensformen hervorzubringen. Lebensformen, die sich als resistent erweisen und weiterentwickeln können, wenn sie der Realität angepasst sind.

Dank der Informatik wird jedes Individuum, jede Mikrogesellschaft eigene Modelle ausprobieren können, unter der Voraussetzung, daß man sich an ein gemeinsames Gesetz hält: Wenn etwas lebensfähig ist, soll es sich auch weiterentwickeln; wenn nicht, muß man eben etwas Anderes versuchen.


Diese Texte von Karl Koch zeigen seine politische Einstellung. Die Lösungsvorschläge in Richtung direkter Demokratie und Kontrolle des Staates durch offen zugängliche Informationen, öffentlicher Diskussion und anschließender Abstimmung der Wähler ist in einer totalitären Diktatur, wie es die BRD ist, natürlich hochgradig Staatsgefährdend. Und wird von den Geheimdiensten, vor allem wohl dem BND, mit allen Mitteln bis hin zum Mord unterdrückt.

http://www.totalitaer.de